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   Ein Buddha in fünf Tagen


Statuenbauworkshop mit Richard Granado

Vom 6. bis 10. Juni 2007 fand der erste Workshop zu buddhistischen Statuen aus Ton nach buthanesischer Technik mit 7 Teilnehmenden aus Budapest, Krakau, Berlin und Braunschweig im Buddhistischen Zentrum in Braunschweig statt. Hierzu hatte die artgroup Richard Granado aus Frankreich eingeladen, dessen Wurzellama Kalu Rinpoche ist und der neben fundiertem Dharmawissen auch über grundlegende Kenntnisse in tibetisch verfügt. Richard ist Laie und gehört der Drikung Linie an.

Vor mehr als 20 Jahren hat Richard begonnen, die Kunst dieser speziellen Statuenbauweise bei drei buthanesischen Meistern in Nepal, Belgien und Frankreich zu lernen und immer weiter zu perfektionieren. Seit einigen Jahren leitet er selber Kurse, um sein Wissen in europäischer Weise weiterzugeben. Das besondere der Technik besteht darin, dass der Ton mit Pflanzenfasern (wir nahmen Baumwollwatte) homogen vermengt wird, was den Ton auch ohne späteres Brennen sehr stabil macht. Solche Statuen werden hohl aufgebaut und später oftmals bemalt. Es gibt in dieser Bauweise Statuen von 4 m Höhe (temple de mille bouddhas, Frankreich).

Als ich Richard vom Flughafen abholte und ihm von der internationalen, größtenteils künstlerisch professionell arbeitenden und teilweise von der Diamantwegstiftung geförderten Teilnehmerschaft des Kurses berichtete, begann er den vorgedachten Kursinhalt zu ändern. Schon beim Treffen am Vorabend des Kurses erkannte Richard die hohe Motivation aller Teilnehmenden und entwickelte einen Kursplan mit schwerwiegenden Folgen: er schlug vor, zusammen in 5 Tagen eine Buddhastatue von 54 cm Höhe zu bauen. Der Plan war unglaublich und wir waren uns bewusst, welch ein kostbares und seltenes Geschenk wir bekommen sollten.

Wir trafen uns um 8.30 am nächsten morgen zum Frühstück im Zentrum und begannen um 9.30 mit der Arbeit. Zuerst wurde Ton mit Baumwollwatte vermengt: kniend auf dem Fußboden mit Holzhammer auf starkem Holzbrett. Eine Arbeit, die wie alle anderen Arbeiten auch, sehr gewissenhaft ausgeführt werden muss.

Der Buddha wurde aufgeteilt in 4 Arbeitsbereiche: Gesicht, Hand1, Hand 2, Sockel und Körper. Für diejenigen Teilnehmenden mit wenig Erfahrung im modellieren hielt Richard Vorlagen wie Lebensrad, Vase und pflanzliche Ornamente zum kopieren und kennen lernen der Technik bereit. Richard erklärte uns die Proportionen, die Messmethoden und die Werkzeuge. Alles wurde gerastert, nachgemessen und der Buddha samt Sockel erst einmal in seiner ikonometrischen Gesamtgröße und -aufteilung auf einer Holzplatte mit Maßeinheiten fixiert. Kupferdraht diente als Skelett für die Hände und Finger. Sofort entstand eine intensive Arbeitsatmosphäre, die im Laufe des Kurses immer konzentrierter wurde. Die mündliche Übertragung verlief dabei in französischer Sprache, wurde anschließend ins englische, deutsche und manchmal polnische übersetzt.

Dann teilte uns unser Meister mit, dass wir von nun an tagsüber während der Arbeit am Buddha keinen Alkohol trinken dürfen (die Franzosen trinken gerne Wein zum Essen!), möglichst kein Fleisch essen, den Buddha respektieren und, dass es gut ist,sein Mantra beim arbeiten zu rezitieren. Wir arbeiteten von morgens bis abends, unterbrachen unsere Tätigkeiten nur, um zu essen.

Der Zirkel und die Holzmeßleiste wurden unsere wichtigsten Kontrollmittel. Immer wieder mussten wir die Proportionen überprüfen und gegebenenfalls korrigieren. Die Werkzeuge aus Buxbaum gehörten wie Körperverlängerungen nach einigen Tagen zu uns und wir lernten damit zu modellieren, zu polieren und immer wieder zu polieren. Make it nice, very nice, slowly. Auch dieses Mantra begleitete uns während des gesamten Kurses. Das modellieren mit den Händen war tabu, nur Ton, Wasser und Holzwerkzeug wurden verwendet.

Die Arbeit ging langsam und gut voran, aber die Zeit wurde immer knapper. So begannen wir immer früher und modellierten bis spät in die Nacht. Zweimal fuhren wir gemeinsam zum Schwimmen an den See, aber nur, um uns für die Arbeit an Buddha zu erfrischen. Es entstand ein immer stärkeres Mandala, wir wurden unzertrennlich. Sogar die Bauaktivitäten auf der Großbaustelle Buddhistisches Zentrum waren am Samstag so ungewohnt leise, dass wir konzentriert im Atelier arbeiten konnten.

Hände, Gesicht, Ohren, Vase und Lotusblätter wurden Einzeln perfekt ausgearbeitet, der Sockel samt Körper und Gewand wurde gut vorbereitet. Am Ende des letzten Abends, um 22.00 fügte Richard alles zusammen: das Gesicht wurde aufgesetzt, Hinterkopf und Ushnisha ergänzt. Für unser Gruppenfoto setzte Richard die Hände und die Vase an, die später wieder abgenommen wurden, um die Arbeit des polieren zu erleichtern.

In dieser Nacht konnten wir dann uns endlich dem Genuss von Alkoholischen Getränken und Bratwürsten hingeben und unseren wunderbaren Workshop feiern.

Bis zum Flughafen bekamen wir noch detaillierte Anweisungen, um Buddha fertig zu modellieren: Haare ausarbeiten,, Gewand verfeinern, Hals modellieren, Lotusblätter ansetzen und alles polieren. Make it nice, very nice, very fine.

Resümierend sagte der sehr erschöpfte und zufriedene Richard den erschöpften aber glücklichen Teilnehmenden, dass es ein außergewöhnlicher Kurs mit sehr motivierter Belegschaft war und dass er deshalb die Übertragung mit einem Buddha begonnen hat. Das war der erste Workshop, in dem gemeinsam ein Buddha in 5 Tagen gebaut wurde. Das hat uns alle dann doch ein wenig stolz fühlen lassen.

von Petra Förster


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